Samstag, 23. August 2008

Die Muellmenschen von Mae Sot

Am Dienstag besuchten wir einen der sicherlich schlimmsten Orte ganz Thailands. Nur wenige Autominuten ausserhalb der Stadt befindet sich die oertliche Muelldeponie. Der Grund unseres dortigen Besuches waren die vielen Fluechtlinge aus Burma die in erbaermlichen Huetten mitten auf der Muellhalde von Mae Sot lebten.



Schon bei der Ankunft stieg beissender Geruch auf und bald offenbarten sich mir schreckliche Bilder: Ganze Ansammlungen winziger, notduerftig zusammengebastelter Huetten fanden sich auf den Muellhuegeln der Deponie. Und in all diesen Huetten lebten Menschen. Ganze Familien fristeten hier ein absolut Menschen unwuerdiges Dasein zwischen Dreck und giftigem Abfall aller Art. Hier lebten also die Aermsten der Armen…


Wir trafen dort den Sprecher der Gemeinschaft der Muellmenschen – auch diese hatten sich zu Zwecken der Selbsthilfe organisiert. Der Vater von vier Kindern, der schon seit zwei Jahren auf dieser Deponie lebt, weil er aus Burma vertrieben worden ist, erzaehlte vom grossen Leid der hier lebenden Familien. Das Elend besteht vor allem in der nicht vorhandenen medizinischen Versorgung. Die Gifte und Schwermetalle der Muelldeponie lassen die meisten Menschen krank werden. Vor allem Kinder leiden unter schwersten Verdauungsstoerungen und schlimmen Hautkrankheiten. Ein weiteres grosses Problem ist AIDS. Viele der hier hausenden jungen Menschen haben nie Schulbildung erfahren und wissen daher auch nicht um die Gefahren rund um HIV. Dazu kommt der massive Mangel an Nahrungsmitteln. Zwar machen sie hier mit dem Muellsammeln etwas Geld und werden hin und wieder von Organisationen unterstuetzt – dennoch fehlt es an allen Ecken und Enden. Ein grosses Problem stellt zudem noch die Illegalitaet dar. Den Hilfsorganisationen sind vielfach die Haende gebunden, da auch Hilfsleistungen an diese Muellmenschen hier verboten sind. Hin und wieder kommt es vor, dass alle Menschen von den lokalen Behoerden vertrieben werden und dann erst recht nicht wissen, wo sie hin sollen.


Laut Auskunft des Sprechers wird die Lage immer schlimmer, da besonders nach der Nargis-Katastrophe in Burma immer mehr Familien hierher kommen. Waren es vor gar nicht allzu langer Zeit noch etwa 30, so sind es mittlerweile schon ueber 100 Familien, also weit ueber 500 Menschen, die hier mit Kind und Kegel im Dreck leben. Ein Ende des Zustroms ist nicht in Sicht.




Ziemlich perplex von alldem was ich hier sehen musste, irrte ich noch eine Weile zwischen den winzigen Huetten umher. Zwischen beissendem Gestank, Schlamm, Schwaermen von Fliegen und ekelerregenden Hunden sass ein kleines Kind im Dreck und naschte an etwas “Essbarem”, als ich sehen musste das diese Nahrung direkt vom dreckigen Boden, auf dem das Kind sass in den Mund wanderte wurde mir endgueltig anders. Was ich hier heute gesehen habe, hat mich noch den ganzen restlichen Tag beschaeftigt und ich weiss noch immer nicht so recht, wie ich mit dem Erlebten umgehen soll…

1 Kommentar:

SeeleSuchtEcho hat gesagt…

Unvorstellbar !
Danke, dass du uns so tapfer berichtest, lieber Daniel.
Ich hoffe, dass du "deine Reise in diese Welt" physisch und psychisch einigermaßen überstehst.
Ich ziehe den Hut vor deinem Mut und hoffe, dass diese Berichte von vielen, vielen Menschen gelesen werden !
Ein gute Nacht aus Deutschland !!!